Der Senat für Inneres und Sport hat am 04.06.2025 seine Machbarkeitsstudie für ein „Blaulichtmuseum“ im ehemaligen Straßenbahndepot in der Belziger Straße in Berlin-Schöneberg im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses vorgestellt. Die Machbarkeitsstudie sieht die Einrichtung eines Museums für Polizei und Feuerwehr vor, das insbesondere der Auslagerung ausgemusterter Fahrzeuge dienen soll.Darüber hinaus sollen die „Traditionsbusse“ eines privatwirtschaftlichen Unternehmens ausgestellt werden. Dafür sollen am und im denkmalgeschützten Gebäude sowie auf dem ebenfalls denkmalgeschützten Areal umfangreiche bauliche Maßnahmen unternommen werden: Da der Flächenbedarf die verfügbare Fläche um über 40% übersteigt, soll der Boden aufwendig abgesenkt und ein weiteres Geschoss eingesetzt werden. Außerdem sollen Teilbereiche (z.B. die Kanzel an der Osthalle) abgerissen werden. Die Kostenschätzung beläuft sich auf den sehr hohen Betrag von über 62.526.919 Euro.
Link zur Machbarkeitsstudie „Blaulichtmuseum“, PDF (62 MB): https://www.parlament-berlin.de/adosservice/19/Haupt/vorgang/h19-1387.D-v.pdf
Wir als bürgerschaftlich organisierte Initiative Tramdepot e.V. lehnt diesen Vorschlag aus mehreren Gründen ab:
1) Die geplanten Investitionen von über 62 Millionen Euro machen uns angesichts der aktuellen Einsparungen im sozialen und kulturellen Bereich fassungslos.
2) Die nötigen Investitionen werden voraussichtlich deutlich höher liegen, weil diverse Risiken in der Machbarkeitsstudie nicht ausreichend geprüft wurden, darunter das Baugrundrisiko, Naturschutzrisiko durch fehlendes faunistisches Gutachten, fehlende Beurteilung durch den Denkmalschutz, keine Prüfung der Regenwasserrückhaltung sowie hohe Belastungen durch Asbest/Bleifarbe/ PAK/Holzschutz/Mineralfasern.
3) Die Verträglichkeit von hohem Publikumsverkehr durch ein „Blaulichtmuseum mit überregionaler Strahlkraft, das auch für Pressekonferenzen genutzt werden soll…“ in einem hauptsächlich für Wohnen genutzten Gebiet
4) Eine Prüfung alternativer, besser geeigneter Standorte für das Blaulichtmuseum ist nicht erfolgt.
5) Die bezirklichen Belange bzw. die Wünsche und Bedürfnisse der Kiezbevölkerung werden nicht beachtet. Der Innensenat geht mutwillig über bestehende Vereinbarungen und Vorhaben hinweg.
Eine detaillierte Erläuterung dieser Gründe sind in einem zweiseitigen Papier zusammengefasst, das am 04.06.2025 im Hauptausschuss verlesen werden konnte. Das Dokument finden Sie hier zum Download.
Forderung an den Senat für Inneres und Sport
Die Initiative Tramdepot e.V. fordert den Senat für Inneres und Sport und die Senatorin Iris Spranger (SPD) auf, die Interessen der Bewohnerinnen von Berlin-Schöneberg zu berücksichtigen und von den Plänen der Einrichtung eines „Blaulichtmuseums“ an diesem Standort abzusehen. Die Nachbarschaft muss – wie mit dem Bürgerbeteiligungsverfahren 2017 initiiert – wieder aktiv in die Planung einbezogen werden. Das ehemalige Straßenbahndepot ist in seinem derzeitigen Zustand und mit weniger umfangreichen und kostenintensiven Umbaumaßnahmen als sozio-kulturelles Zentrum für die Nachbarschaft bestens geeignet. In Zeiten angespannter Haushaltslage, einer Krise diverser künstlerischer, kultureller und sozialer Einrichtungen in der Hauptstadt sowie zunehmender Politikverdrossenheit in der Gesellschaft bedarf es der Stärkung demokratischer und zivilgesellschaftlicher Initiativen. Das derzeitige Verhalten des Innensenats und dessen Verweigerungshaltung, mit Vertreterinnen von bürgerschaftlichen Initiativen gleichermaßen wie politischen Vertreter*innen des Bezirks ins Gespräch zu kommen, ist nicht angemessen.
Petition Tramdepot öffnen! Für ein neues soziokulturelles Zentrum in Berlin-Schöneberg auf change.org unterschreiben: https://www.change.org/p/tramdepot-öffnen-für-ein-neues-soziokulturelles-zentrum-in-berlin-schöneberg
Download der Pressemeldung der Initiative Tramdepot e.V. vom 19.06.2025: Tramdepot e.V. gegen teures Blaulichtmuseum im ehemaligen Straßenbahndepot in Berlin- Schöneberg